Endlich kommen ich dazu ein bisschen was über meine Zeit im Khumbu nach dem Royal Penguin Marathon zu schreiben. Nach eben jenem bin ich nämlich erstmal 5 Tage in Namche geblieben. Das Wetter und mein körperlicher Zustand sprachen eindeutig dafür. Unter anderem konnte ich dort noch die Hawaii Ironmanchampionship im livestream verfolgen, aber zum Thema Triathlon mehr im nächsten Blogeintrag 🙂 Auf jeden Fall bin ich montags von Namche nach Dingboche aufgebrochen:
Namche 3500m – Dingboche 4400m: 8 Stunden overall mit Pausen. Normalerweise ist das wohl ein 2 Tagestrip, lief aber soweit ziemlich gut, also bin ich von Tengboche gleich weiter bis Dingboche und war dann fast alleine auf dem Trail! Auf dem Weg habe ich mich noch gefragt, ob es wirklich sein musste, dass ich meinen Schlafsack mitschleppe. In Dingboche war ich dann am Ende unfassbar froh das ich ihn hatte und bei der Qualität nicht gespart habe.
Anfangs war es noch recht nebelig, aber ab Tengboche hatte ich die ganze Zeit die imposante Lhotse Wand vor mir (über 8000 m). Auf der rechten Seite konnte man später Ama Dablam (68xx m) ganz gut zwischen den Wolken erkennen. 100MB Internet gab es für 350 Rupien, quasi 3,50 Dollar. Nur so viel: Billiger wurde es nicht mehr in der Höhe.
Dingboche 4400m – Kongma La 5500m – Loboche 4800m: Der erste der High Passes stand an und somit auch mein erster Pass über 5000m den ich alleine hoch musste. Der Kongma La ist der am wenigstens begangene Pass im Khumbu. Von Dingboche aus bin ich erst Richtung Chukhung aufgebrochen, von wo der Haupttrail nach oben führt. Auf meiner Karte sah es jedoch so aus als könnte man von Dingboche auch abkürzen und auf 5000m auf den Trail stossen. Soweit so gut. Wunderschön bin ich durch Yakherden Querfeldein bergan weit ab von Trails auf direktem Weg nach oben gestiegen. Vor lauter Genuss habe ich aber leider den richtigen Trail gekreuzt und bin in ein (wunderschönes) Tal Richtung Lhotse Wand gelaufen.
Als die Wand immer näher kam habe ich mich etwas gewundert wo denn der Trail um die Wand herum führen soll. Nach einem kurzen Blick auf meine GPS App musste ich leider feststellen, dass ich ein Tal zu weit östlich bin und so musste ich wieder zurück und habe wohl eine Stunde verloren. Der Weg zum Pass war zum Teil krass steil und schwer zu finden. Zum Glück schien die Sonne, bei Schneefall oder dichten Wolken wäre ich wohl jetzt noch dort irgendwo. Auf jeden Fall war ich wunderschön alleine, der einzige Mensch auf dem ganzen Pass. Ein Traum.
Oben angekommen sieht man bis runter nach Loboche und den Gletscher den man vorher überqueren muss. Von weitem sah der gar nicht so sooo gross und gefährlich aus. Die Gletscherüberquerung war dann aber wohl das Gefährlichste auf dem ganzen Trek. Durch Schutt und Geröllhügel (unten drunter war Eis) einmal quer rüber. Recht am Anfang zwischen zwei Seen war ich gerade mit einem Belgier unterwegs als sich plötzlich 2 Meter neben uns ein Riesenstein löste und in den See fiel. Ich habe noch nie einen so grossen Stein in Bewegung gesehen. Da lachten wir noch. Als ein paar Sekunden später der nächste Riesenbrocken loskullerte gab es nur noch eins: Rette sich wer kann. Eigentlich war ich recht Müde nach dem Pass, aber auf einmal konnte ich wieder Rennen, einfach so schnell wie es geht durch das Gletscher durch und in Loboche gab es dann Spaghetti für 2 Personen.
Loboche 4800m – Gorka Shep 5100m: Nun war ich wieder zurück auf dem Autobahntrail zum Everestbasecamp. Unzählige Trekker kämpften sich an ihrem Limit nach Gorka Shep und genauso viele zurück. Der Trail war leider nur 1m breit und so gab es Stau! Stau auf dem Trail! Grausam! Eigentlich laufe ich doch durch Berge weil es so wunderschön ist alleine in der Natur zu sein und jetzt steckte ich im Stau.
Ich hasse Stau auf Autobahnen aber noch viel mehr in den Bergen! Warten müssen auf langsame Menschen fällt mir offensichtlich schwer. Deshalb sollte ich wohl auch nicht versuchen auf den Everest zu steigen. Ich würde verrückt werden, wenn ich wegen anderen zum Beispiel am Hillary-Step warten müsste. Naja nach 2 Stunden und einigen grenzwertigen Überholmanövern kam ich in Gorakshep an und bin kurz darauf nach Kalar Patthar auf 5500m. Von dort hat man einen erstklassigen Ausblick auf den Everest (siehe Bild ganz oben). Sonnenschein und blauer Himmel war oben angesagt und so blieb ich da oben eine Stunde sitzen und habe den Moment genossen und dachte beim Anblick vom Everest an Hawaii (dazu mehr im nächsten Blogeintrag).
Gorak Shep 5100m – Everest Basecamp 5300m: In Gorakshep bin ich einen Tag geblieben. Die erste Nacht war der absolute Horror. Bis dahin hatte ich keine Probleme mit der Höhe, tagsüber auch nicht, aber sobald ich mich hingelegt hatte, bekam ich unfassbare Kopfschmerzen und hatte einen Puls von 160 im liegen. Mit medikamentöser Hilfe habe ich die Nachte dann irgendwie überstanden. Am nächsten Tag ging es bei Sonnenschein zum Everestbasecamp. Man kämpft sich wehr oder weniger durch eine Mondlandschaft bis zum Anfang des Khumbu Icefalls. Schon was besonderes das alles einmal aus der Nähe zu sehen, aber schön ist anders. Auch dort habe ich einfach eine Stunde gesessen und die Schönheit der Berge betrachtet.
Danach ging zurück nach Gorakshep und ich musste abends nur noch halb so viele Tabletten nehmen. In Gorakshep landete übrigens alle 15 Minuten ein Helikopter, der einen Trekker abholte, der am Ende war.
Gorak Shep 5100m – Dzongla 4800m: Über den verstopften Trail ging es wieder zurück nach Loboche. Der Wahnsinn! Immer mehr Trekker die einem entgegen kamen. Hinter Loboche wurde es ruhiger und über einen ganz kleinen Trail am Hang traversierte ich in das Tal Richtung Cho La Pass und Gokyo. Wunderschöne Aussichten auf Ama Dablam, Tauche Peak, Cholatse und Arakam Tse!
Und dazu: fast keine Leute mehr!!!
In Dzongla habe ich dann erstmal gemütlich in der Sonne auf Höhe des Mont Blanc gesessen und eine Cola getrunken 🙂 Abends feierten die Porter und Guides wohl eine kleine Party, die durch die Papierwände nicht verborgen blieb. Zu Sounds von ACDC feierten sie fröhlich bis in die Nacht (ca. 21 Uhr).
Dzongla 4800m – Cho La 5400m – Gokyo 4800m: In der Lodge meinten sie bis nach Gokyo wären es 8 Stunden wenn man schnell sei und man müsse spätestens um 7 los. Wie immer wenn mir jemand solche Zeiten sagt, geht darum diese zu unterbieten, unterbewusst, ohne das ich es will. Der Cho La war recht abenteuerlich, am Anfang durch ein Hochtal bis man nach einer Serpentinenphase fast senkrecht über grosse Steinsbrocken nach oben krackselt.
Danach erreicht man ein kleines Plateau, wo ich die Gruppen einholte, die wohl um 5 Zwei Stunden vor mir gestartet waren. Danach ging es am Gletscher entlang auf vereisten Steinen bis man schliesslich auf dem Gletscher selbst über Schnee und Eis lief. In der Sonne war es unfassbar warm! Im T-Shirt konnte man es gemütlich aushalten. Am Ende musste man die letzten 50 hm nochmal klettern, bevor man oben war!
Am Pass war dann wieder ziemlich viel los, sodass ich schnell das weite suchte. Auf dem Abstieg dann ein neues Gefühl für mich: War ich zwischen den Ultrarunnern beim Annapurna Fast Pack noch der langsamste bergab, war ich nun auf einmal der schnellste zwischen den Treckern, die mit den losen Steinen und ihren Trekkingpoles recht überfordert wirkten. Schnell konnte ich die vor mir gestarteten rutschend überholen und konnte nach dem Motto: Sicherheit durch Geschwindigkeit nun mein eigens Tempo gehen. Vor Gokyo muss man noch einmal ein Gletscher überqueren, was diesmal eher problemlos war. Nach 5 1/2 Stunden war ich Gokyo angekommen und checkte im Gokyo Resort ein.
Mein ursprünglicher Plan war, von Gokyo durchs Tal zurück nach Namche zu laufen, quasi den ersten Teil des Marathons in umgekehrter Richtung. Da ich mich aber so gut fühlte auf dem Weg nach Gokyo, hatte ich die Idee, dass ich auch den zweiten Teil des Marathons über den Renjo La über Thame zurücklaufen könnte (im Marathon brauchte ich dafür 8 Stunden). Ich wollte Sonntag Abend in Namche ankommen, um wieder eine richtige Dusche zu haben, meine Wäsche waschen zu lassen, einen Tag zu chillen und Dienstags nach Lukla zu laufen, da mein Flug Mittwochs ging.
Gokyo 4800m – Renjo La 5300m – Namche 3500m: Da ich ab und zu verrückte Ideen habe und die umsetze wunderte es mich nicht, dass mir die Idee kam um 4am zu starten um oben am Pass den Sonnenaufgang zu betrachten. Den Pass bin ich ja schon einmal hoch (und habe mich im Schnee verlaufen), also war ich zuversichtlich den Weg mit meiner Stirnlampe zu finden. Das Wetter sagte voraus das es oben ungefähr minus 6 Grad sein sollten, also nicht unmenschlich. Als ich um 4 startete war es ein unglaubliches Gefühl: Es war fast Vollmond und sternenklarer Himmel. Die mondbestrahlten Berge spiegelten sich im See von Gokyo und so brach ich gen Pass auf.
Es war krass wie geschärft die Sinne auf einmal sind wenn man im dunkeln läuft und man nimmt alles viel viel stärker war. Als ich nach dem ersten Steilstück auf dem Plateau angekommen war, war bereits die Silhouette von Everest und Lhotse zu erkennen. Kurz vor dem Pass kam dann der magische Moment: Der Everest wurde als erster Berg von allen angestrahlt, da er schlicht der höchste ist. Den Moment gibt es leider nicht auf Bild, da ich lieber geniessen wollte als ein Foto zu machen. Viel zu kurz und zu schön war dieser Moment. Oben am Pass machte ich dann einige Fotos von dem Panorama mit der eben aufgegangenen Sonne.
Es war windstill und warm. Dazu war ich der einzige auf dem Pass. Ich kann dies nur jedem empfehlen anstatt auf den Gokyo Ri zusammen mit 50 anderen zu laufen um den Sonnenaufgang von dort zu sehen. Auf der anderen Seite ging es kühl im Schatten runter mit traumhafter Aussicht, die ich im beim Marathon im Regen leider nicht sehen konnte.
Von Thame bis Namche zog sich das letzte Stück genauso wie im Marathon und so war ich froh um 2pm in Namche nach 10 Stunden anzukommen.
In Namche chillte ich dann einen Tag und wartete auf meine Wäsche. Fast den ganzen Tag war ich in der Everest Bakery und habe Pizza und Kuchen gegessen. Namche war noch voller als eine Woche vorher. Der Wahnsinn wie viele Menschen sich auf den Weg zum Basecamp machen.
Namche 3500m – Lukla 2800m: Ab zum Flughafen! Crazy wie voll der Trail war. Neben dem Haufen Trekkern, waren Yaks und Porter am Laufband auf dem Trail. Zunehmend musste ich mich zwingen es zu geniessen, gerade in Nepal sein zu dürfen und durch die Berge zu wandern. Es waren einfach zu viele! Sodass ich echt froh war nach 5 Stunden in Lukla anzukommen und erstmal ein Bier trinken musste. Hat gezischt wie Apfelsaft. Am nächsten Tag ging dann mein Flug nach Kathmandu, wo mich Gokul (der Manager der NGO für die ich arbeiten werde) abgeholt hat und später nach kurzem Stop bei ihm Zuhause auch zum Kloster gebracht hat. Hier bin ich nun seit 3 Tagen und bleibe noch eine Woche. Dazu nach meiner Zeit hier mehr 🙂
Fazit Everestgebiet: Unfassbar schöne Berge! Es ist soo eindrücklich diese Berge aus der Nähe zu sehen. Berge die man nur aus Dokumentationen kennt, mit legendären Bergsteigergeschichten. Was alles ein bisschen trügt sind die Menschenmassen, die auf dem Haupttrail von Lukla zum Everestbasecamp herumstolpern. Wem das nichts ausmacht, oder wer gerne zusammen mit anderen wandert sei der Trip wärmstens empfohlen. Alle anderen sollten vielleicht besser nicht in der Hauptsaison herkommen! Ich war ehrlich gesagt überrascht von den Massen hier. Einen Porter oder Guide braucht man hier nicht, wenn man eine Landkarte lesen kann.
Sehr beeindruckend!!!
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Einfach ein Traum…. Nur die vielen Menschen find ich persönlich auch nicht so toll. Aber es ist ja auch nicht irgendein Berg… Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß und viele begeisternde Eindrücke.
Wir beobachten im Nachtdienst deine Reise ganz genau.
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